Twitter vs. #Uploadfilter
Ende März einigte sich das Europaparlament auf einen Reformvorschlag zum Urheberrecht. Die EU will hierdurch das Urheberrecht modernisieren und die Rechte von Künstlern und Kreativen im Internet stärken. Das Vorhaben birgt dabei einiges an Sprengstoff. Besonders umstritten ist Artikel 13 (jetzt Artikel 17), der die Einführung sogenannter „Uploadfilter“ vorsieht. Internetplattformen wie Facebook, YouTube oder Instagram sollen demnach künftig verpflichtet werden, über eben jene Uploadfilter alle von Nutzern hochgeladenen Inhalte zu scannen, bevor diese veröffentlicht werden. Betroffen sind aber auch unzählige Apps und Webseiten, die bislang überhaupt kein Problem mit Urheberrechtsverletzungen hatten. Kritiker der Reform sehen in den Uploadfiltern eine Vorstufe zur Zensur im Netz.
Die heftig umstrittene Reform des EU-Urheberrechts ist seit dem 15. April nun endgültig beschlossene Sache. In einer letzten Abstimmung stimmten Deutschland und die anderen EU-Staaten dem Vorhaben mehrheitlich zu. Uploadfilter sollen laut deutscher Bundesregierung bei der Umsetzung weitgehend vermieden werden. Seitdem sich die EU-Vertreter am 26. März auf einen gemeinsamen Gesetzentwurf geeinigt haben, wurde der bereits Monate andauernde Aufruhr im Netz – insbesondere auf Twitter – nochmals verstärkt. Unsere Analyse gibt einen Überblick:
Im Analysezeitraum vom 26. März bis einschließlich 16. April 2019 finden sich insgesamt 17.376 deutschsprachige Tweets mit dem Hashtag #Uploadfilter. Die bloße Anzahl an Tweets in diesem Zeitraum lässt bereits ahnen, wie sehr die Thematik die Gemüter der Nutzer erregte. Volumenspitzen finden sich am 26. März mit 5.397 Tweets (Abstimmung im EU-Parlament zum Entwurf zur Urheberrechtsreform), am 4. April mit 1.045 Tweets (Justizministerin Katarina Barley (SPD) setzt sich für die Zustimmung Deutschlands bei der Reform ein, Uploadfilter sollen jedoch nur „marktmächtige“ Plattformen treffen) und am 15. April mit 1.169 Tweets (Finaler Beschluss der EU-Urheberrechtsreform).
Emotionale Gegenwehr – #SaveYourInternet
Der breite Widerstand der Nutzer machte sich auch in den Top-Hashtags bemerkbar. Unter #SaveYourInternet (4.096 Mentions) äußerten die Nutzer ihren Protest gegen Uploadfilter. Vor allem die Bundesregierung bekam ihr Fett weg und die Twitter-Gemeinde bezog unter #NieMehrCDU (3.421 Mentions) klar Stellung.
EU-Abgeordnete am einflussreichsten
Am einflussreichten – gemessen anhand des User-Engagements – waren die Tweets der EU-Abgeordneten der Piratenpartei Julia Reda (@Senficon), die mit 9 Tweets insgesamt 92.2 Tausend Interaktionen (Retweets, Likes, Replies) erreichte und sich in ihren Beiträgen klar gegen die Einführung von Uploadfiltern positionierte. Hohe Engagementwerte erzielten ebenso die Tweets der EU-Parlamentarier Tiemo Wölken (@woelken) mit 60.1T Interaktionen (14 Tweets) und Martin Sonneborn (@MartinSonneborn) mit 40.5T Interaktionen (4 Tweets) zur Abstimmung über Uploadfilter.